Ulrich

von Winterstetten, 13. Jahrhundert, Domkanoniker, Minnesänger

Autor: Dr. Elisabeth Wunderle

Stand/Quelle/Datum: 9.2.2011

  • Vermutlich identisch mit dem Sohn des Konrad von Schmalnegg und seiner Frau, einer Tochter des staufischen Ministerialen Konrad von Winterstetten. Urkundlich belegt 1241-1280, u. a. als Kanoniker am Augsburger Dom. Gehört mit Burkhard von Hohenfels, Gottfried von Neifen und Hiltbolt von Schwangau zum schwäbischen Kreis späthöfischer Minnesänger. Erhalten sind fünf Leichs und 40 Lieder, alle in der Tradition des hochhöfischen Minnesangs, die thematisch um Minne, Dienst an der Frau und Kunst des Singens kreisen. Auch Motive (z. B. Natureingang) und Formen des früheren Minnesangs bleiben erhalten, erfahren aber neue Variationen und Deutungen. Kennzeichnend für Ulrich und die schwäbische Gruppe ist die Neubewertung ihrer Sangeskunst: Das formale Können wird in den Vordergrund gerückt und als eigenständiger Wert gesehen; dies ist mit einer Loslösung von der moralisch-ethischen Komponente, die für den hochhöfischen Minnesang von zentraler Bedeutung war, verbunden. Formal ist für Ulrich die häufige Verwendung des Refrains und das Spiel mit verschiedenen Liedtypen kennzeichnend.

Literatur:

Deutsche Liederdichter des 13. Jahrhunderts 1, 21978, 495-554, 558-597

Claudia Händl, Rollen und pragmatische Einbindung, 1987, 224-228, 302-337

Literaturlexikon 11, 1991, 482 f.

Ernst Bremer, Ästhetische Konvention und Geschichtserfahrung, in: Lied im deutschen Mittelalter, 1996, 129-146

Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon 10, 21999, 55-61

Silvia Ranawake, ‚hübscher klaffe vil‘. Das Werbegespräch Ulrichs von Winterstetten (KLD Nr. 11) und das deutsche Dialoglied, in: Dialoge. Sprachliche Kommunikation in und zwischen Texten im deutschen Mittelalter, 2003, 175-188.

Ulrich von Winterstetten (Menessische Liederhandschrift)