Diesel

Autoren: Günther Grünsteudel (1-2) , Klaus Luther (2)

Stand/Quelle/Datum: 15.9.2009

  • 1) Christian, * 22.4.1857 Augsburg, † 5.2.1938 Augsburg, Unternehmer. Sohn des Spediteurs Rudolf Diesel, leitete 1886-1899 zusammen mit seinem Bruder Hermann die väterliche Firma ’Wilh. Flossmann’s Nachf.’. Ab 1898 Mitglied des bayerischen Eisenbahnrats. Bürgerlicher Magistratsrat von Augsburg. Mitglied mehrerer Aufsichtsräte (u. a. MAN, Mechanische Baumwoll-Spinnerei und Weberei). Ab 1919 Aufsichtsratsvorsitzender der Augsburger Buntweberei, später auch der Mechanischen Feinweberei am Fichtelbach und der Wolfram-Lampen AG Augsburg. 1920-1934 Präsident der Industrie- und Handelskammer, 1935 Ehrenpräsident. Ausschussmitglied des Deutschen Industrie- und Handelstages; seit 1923 Mitglied des Reichseisenbahnrates. 1908 Kommerzienrat, 1923 Geheimer Kommerzienrat. 1914 bayerischer Verdienstorden.
  • 2) Rudolf (Christian Karl), * 18.3.1858 Paris, † 29.9.1913 ertrunken (Ärmelkanal), Ingenieur, Erfinder. Vetter von 1). Sohn eines (erfolglosen) Lederwarenfabrikanten in Paris, der nach Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges (1870) mit seiner Familie nach London übersiedelte. Ende 1870 kam Diesel zu seinen Verwandten nach Augsburg, wo er bis 1875 die Industrieschule besuchte. Ab 1875 Maschinenbaustudium am Müncher Polytechnikum, das er 1880 mit dem seit Gründung besten Examen abschloss. Danach 12 Jahre lang Mitarbeiter Carl von Lindes, der am Polytechnikum sein Lehrer war, in dessen Fabriken für Kältemaschinen in Paris und Berlin. Arbeitete seit 1892, nicht entmutigt durch mißglückte Versuche (seit 1883) mit komprimiertem Amoniakdampf, an einer grundlegenden Verbesserung des Verbrennungsmotors, der mit Selbstzündung arbeiten sollte. In enger Zusammenarbeit mit der Maschinenfabrik Augsburg (MAN), deren Direktor, Heinrich von Buz, ihn nachhaltig unterstützte, entstand der erste betriebsfähige Dieselmotor, der 1897 vorgestellt wurde (heute im Deutschen Museum in München; der Versuchsmotor hierzu im MAN-Museum Augsburg). Während der Entwicklungsphase (1893-1897) wohnte Diesel im Springergässchen 8 (Gedenktafel). Diesel wurde Millionär, eine ’Diesel-Motorenfabrik Augsburg AG’ musste ihren Betrieb jedoch sehr bald wieder einstellen. In der Folge erhebliche finanzielle Verluste bei Grundstücksgeschäften, langwierige Patentstreitigkeiten, körperliche und geistige Zusammenbrüche. Trieb erst nach Ablauf der Patentrechte 1908 die Fortentwicklung des Dieselmotors wieder voran und baute, allerdings ohne praktischen Erfolg, da diese Projekte noch viel zu weit in die Zukunft wiesen, den ersten Klein-Dieselmotor, den ersten LKW-Motor und die erste Motorlokomotive. Der Dieselmotor als ortsfeste Maschine oder Antrieb selbst großer Seeschiffe hingegen feierte bereits Triumphe. Schied auf einer Überfahrt nach England vermutlich durch Selbstmord aus dem Leben.
  • 1957 stiftete die japanische Motorenfirma Yanmar den Rudolf-Diesel-Gedächtnishain im Wittelsbacher Park (Gedenktafel mit dem Modell des ersten Dieselmotors, japanische Steinmetzarbeiten).

Literatur:

Rudolf Diesel, Die Entstehung des Dieselmotors, 1912 (Nachdruck 1984)

Eugen Diesel, Diesel, 1937 (Neuausgaben 1953 und 1983)

Lebensbilder aus dem bayerischen Schwaben 2, 1953, 416-431

Neue deutsch Biographie 3, 1957, 660-662

Wolfgang Zorn / Leonhard Hillenbrand, Sechs Jahrhunderte schwäbische Wirtschaft, 1969, 417

Klaus Luther, Rudolf Diesel, in: Unternehmer - Arbeitnehmer. Lebensbilder aus der Frühzeit der Industrialisierung in Bayern, 21987, 143-149

Hans L. Sittauer, Nicolaus August Otto - Rudolf Diesel, 41990

Doris Pfister, Christian Diesel, in: Bayerisch-schwäbische Wirtschaft 48 (1993) H. 8, 14

Hans-Jürgen Reuß, Hundert Jahre Dieselmotor, 1993

Kurt R. Schmidt, Japanische Gartenkunst in Augsburg : Rudolf-Diesel-Gedächtnishain im Wittelsbacher Park, 2007

Augsburg feiert 150 Jahre Rudolf Diesel, 2008

Katalog zur Sonderausstellung 150 Jahre Rudolf Diesel, 2008

150 Jahre Rudolf Diesel, 2008.

Rudolf Diesel