Heilig-Geist-Spital

(Spitalgasse 11/17, Beim Rabenbad 6)

Autoren: Peter Lengle, Redaktion

Stand/Quelle/Datum: 24.8.2009

  • Das erste in Augsburg nachweisbare Spital wurde zur Zeit Bischof Ulrichs gegründet und ist 1150 als Heilig-Kreuz-Spital bezeugt. Seit etwa 1160 wurde es von den Augustinerchorherren von Heilig Kreuz betreut, die es seit Ende des 12. Jahrhunderts vernachlässigt zu haben scheinen, weswegen zwischen 1239 und 1245 eine Neugründung erfolgte, die das Heilig-Geist-Patrozinium erhielt. Hierbei handelte es sich nicht um ein Haus des Heilig-Geist-Ordens, sondern um eine Bruderschaft wuchs der Besitz des H, die aus Laien bestand und nach der Regel des hl. Augustinus lebte. Im 13. Jahrhundert regelte der Bischof in einer nicht erhaltenen Krankenordnung den Betrieb des Heilig-Geist-Spitals, sein Einfluss schwand jedoch mit der Institutionalisierung zweier bürgerlicher Pfleger des Rats seit 1288. Als dritter Pfleger und bischöflicher Vertreter fungierte der Domdekan, etwa bei Verkäufen von Grundbesitz. Geschäftsführender Leiter des Spitals war der Spitalmeister. Ihm zur Seite standen Schreiber, Spitalmeisterin, Pflegepersonal und die Ehalten (Gesinde). Seit dem 13. Jahrhunderteilig-Geist-Spitals konstant an. Im 13./ 14. Jahrhundert vor allem Erwerb von Landbesitz im Westen Augsburgs, am Rande oder in der Stadt selbst. 1492 hatte das Spital 228 Feuerstätten in 49 Orten, 1750 345 Besitzungen in 30 Orten. Das Heilig-Geist-Spital erlangte Gerichtsbarkeit und überwiegenden Grundbesitz in mehreren Dörfern, die als Ämter organisiert (Mittelneufnach, Gabelbach, Lützelburg) und von Vögten und Holzwarten verwaltet wurden. Eine Kommunalisierung des Spitalbesitzes fand nur teilweise statt. Der Rat regelte zwar alle wichtigen Angelegenheiten, Einnahmen und Ausgaben wurden von den städtischen Pflegern kontrolliert, ein Versuch der Einverleibung von Spitalbesitz durch die Stadt ist aber nicht nachweisbar. Aufnahme in das Spital fanden die sog. ’Einkaufspfründer’, die ihren Besitz nach ihrem Ableben dem Spital überschrieben; sie erhielten eine eigene ’Kammer’. Personen, die nur einen geringen Einkaufspreis zahlen konnten, wurden in größeren Stuben untergebracht. Das Heilig-Geist-Spital diente vor allem als Altersheim. Eine kleine Krankenstube bestand nur zur Versorgung der Insassen. Ein später errichtetes Irrenhaus neben der Spitalmühle bot den ’Unsinnigen’ notdürftige Unterkunft. Ab dem 15. Jahrhundert hatte das Heilig-Geist-Spital durchschnittlich 250 Insassen. Der erste Spitalbau in der Vorstadt Wagenhals vor dem Roten Tor wurde nach deren Auflassung von 1386/87 an als Ökonomiegebäude genutzt, das Spital selbst neben das Kloster St. Margareth verlegt, das 1540 im Spital aufging. Anstelle des Vorgängerbaus errichtete Elias Holl 1623-1631 (vollendet unter dessen Nachfolger Jörg Hö­bel) die erhaltene Vierflügelanlage mit unregelmäßigem Innenhof und hofseitig hohen Pfeilerarkaden. Der Westtrakt mit dreischiffiger Pfeilerhalle im Erdgeschoss und der evangelischen Heilig-Geist-Spitalkirche (ehem. Spitalkapelle, 1648 endgültig protestantisch) beherbegt seit 1948 die Augsburger Puppenkiste und seit 2001 auch das Puppentheatermuseum "die Kiste". Die Paritätische Hospital-Stiftung überstand den Übergang an Bayern und betreibt bis heute in Teilen des Heilig-Geist-Spital und des ehemaligen Klosters St. Margareth sowie in Nachkriegs-Neubauten ein Altenheim.
  • Spitalgasse (Lechviertel, Amtlicher Stadtplan K 9).

Literatur:

L. Hörmann, Zur Geschichte des Heilig-Geist-Spitals in Augsburg, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben 6 (1879), 145-176

Peter Lengle, Spitäler, Stiftungen und Bruderschaften, in: Geschichte der Stadt Augsburg von der Römerzeit bis zur Gegenwart, 21985, 202-208

Bernt von Hagen / Angelika Wegener-Hüssen, Stadt Augsburg, 1994, 104-106, 420-423

Peter Lengle, Das Augsburger Heilig-Geist-Spital, in: Herrschaft und Politik, 2003, 206-215.

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