Heinle

Spinnereiunternehmer

Autor: Dr. Michaela Schmölz-Häberlein

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Der aus Öhringen (Hohenlohe) stammende Kaufmann Johann Friedrich Heinle brachte die erste, einem englischen Modell nachgebaute Baumwollspinnmaschine nach Augsburg und betrieb ab 1788 mit Zustimmung des Magistrats seine ’Baumwollen-Maschinenspinnerey’ im Zucht- und Arbeitshaus. Ab 1791 arbeiteten dort 10-20 Spinnmaschinen mit ca. 1200 Spindeln. Heinle arbeitete an der Verbesserung von Spinnmaschinen (1787 und 1791 von der Reichsstädtischen Kunstakademie ausgezeichnet) und konstruierte eine Maschine zur Schiffsfortbewegung, ein neues Gewehrmodell, eine Hebemaschine und anderes. Nachdem Versuche, feineres Maschinengarn herzustellen, mehrfach gescheitert waren, legte er die Baumwollgarnfabrikation still. 1809 eröffneten Johann Michael und Johann Christoph Heinle, vermutlich seine Söhne, mit Unterstützung des Tuchhändlers Josef Matulka eine neue Spinnerei mit 3000 Spindeln nach englischer Art. Matulka war Schwiegersohn eines Augsburger Fischbeinfabrikanten und gehörte zur Familie der Großaitinger ’Baumwoll-Zeug und Strumpffabrik Matulka & Sohn’. Die Augsburger Fabrik unter dem Namen ’Gebr. Heinle’ lieferte außer Garn auch fertige Streich- und Spinnmaschinen englischen Systems und beschäftigte 1812 100 Arbeiter bei einem Jahresumsatz von 30.000 fl. Der erhoffte große Absatz von Garnen blieb jedoch aus, und trotz neuer Versuche mit Schaf- und Baumwollspinnereien in den 1820er Jahren gelang der Firma kein Durchbruch. Es fehlte an Kapital, technischem Wissen, modernen Maschinen und einem entsprechenden Zollschutz.

Literatur:

Wolfgang Zorn, Handels- und Industriegeschichte Bayerisch-Schwabens 1648-1870, 1961, 66, 125, 134 f., 209

Peter Fassl, Von der freien Reichsstadt zur bayerischen Industriestadt, in: Aufbruch ins Industriezeitalter 2, 1985, 93

Ders., Wirtschaftsgeschichte 1800-1914, in: Geschichte der Stadt Augsburg von der Römerzeit bis zur Gegenwart, 21985, 597.