Bollstatter

Konrad (auch Müller, Molitor, Mulitor), * um 1425 Oettingen, † um 1482/83 Augsburg, Autor, Schreiber, Redaktor

Autor: Dr. Elisabeth Wunderle

Stand/Quelle/Datum: 8.2.2011

  • Sohn des Oettinger Schreibers und Notars Konrad Müller, der vielleicht ein illegitimer Abkömmling der Herren von Bollstadt war. Um 1446-1453 wie sein Vater Kanzlist der Grafen von Oettingen. Lebte 1455-1458 zumindest zeitweise in Höchstädt/Donau, 1458 auch auf dem Hohenrechberg; 1466-1482 ist er in Augsburg nachweisbar. Schreiber deutscher Handschriften unterschiedlichen Inhalts (z. B. Armenbibel, Berliner Weltgerichtsspiel, Freidank, Konrad von Würzburg, Heinrich Steinhöwel), von denen bis jetzt 18 bekannt sind; außerdem handschriftliche Einträge in einem Druck (Cgm 7366). Einen Schwerpunkt seines Schaffens bildet in späterer Zeit die Chronistik. Dabei beschränkt er sich nicht auf die Schreibtätigkeit, sondern greift redaktionell in die Texte ein und führt sie z. T. bis in seine Gegenwart fort, so z. B. bei Sigmund Meisterlins ’Augsburger Chronik’ und der ‚Sächsischen Weltchronik’ und bei der nur fragmentarisch erhaltenen ‚Augsburger Stadt-Weltchronik’. Bollstatter ist außerdem Redaktor und Schreiber von Losbüchern und einer Spruchsammlung und Autor des Gedichtes ’Vom Teufel und seinen acht Töchtern’ und vielleicht auch eines Ratgebers für Jerusalem-Pilger.

Literatur:

Hans Schmidt-Wartenberg, Conrad Bollstatters Gedicht von des Teufel’s Töchtern, in: Journal of Germanic Philology 1 (1897), 249-251

Ein Losbuch Konrad Bollstatters, 1973

Elisabeth Grünenwald, Das älteste Lehenbuch der Grafschaft Öttingen 1, 1975, 74 ff.

Dieter Weber, Geschichtsschreibung in Augsburg, 1984, 44

Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon 1, 1933, 931-933

Kurt Gärtner, Aus Konrad Bollstatters Spruchsammlung, in: Festschrift Walter Haug und Burghart Wachinger, 1992, 803-825

Rieser Biographien, 1993, 271-273

Jürgen Wolf, Konrad Bollstatter und die Augsburger Geschichtsschreibung, in: Zeitschrift für deutsche Altertum und deutsche Literatur 125 (1996), 51-86

Neue deutsche Biographie 18, 1997, 447 f.