Goldener Saal

(Rathausplatz 2)

Autor: Ermengard Hlawitschka-Roth

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Stützenloser Raum (L 32 x B 17,33 x H 14,22 m) im dritten Obergeschoss des Rathauses, der sich in der Höhe über drei Fensterreihen erstreckt. Die 1944 völlig zerstörte historische Ausstattung konnte 1980-1990 rekonstruiert werden. Dazu gehören die von Wolfgang Ebner 1619-1622 aus Nussbaumholz geschnittene, vergoldete Kassettendecke und die darin eingebetteten elf allegorischen Ölgemälde, die den Triumph der Weisheit darstellen. Das Bildprogramm wurde von Johann Matthias Kager nach Ideen Matthäus Raders und Vorzeichnungen Peter Candids ausgeführt.

    Das ovale Mittelbild zeigt Sapientia (wichtigste Herrschertugend) auf dem Triumphwagen, gezogen von Rechtsgelehrten und Weisen. Die seitlichen Rundbilder mit personifizierten Darstellungen von Architektur und Kriegskunst werden umgeben von je vier Ovalen mit den Figuren Fleiß, Frömmigkeit, Arbeit, Wissenschaft, Redlichkeit, Gerechtigkeit, Wohlstand und Heilkunst. Am äußeren Deckenrahmen finden sich 24 emblematische Symbole, die Sinnsprüche berühmter Personen illustrieren. Diese Bilderanordnung dürfte der Sala delle Quattro Porte im Dogenpalast in Venedig verpflichtet sein (vgl. aber auch die heimische Tradition und die Stuckdecke des Harter-Hauses). Während die Schmalseiten in Fensterreihen aufgelöst sind, zeigen die Langseiten in der oberen Zone 16 heidnische und christliche Kaiser und (in Kartuschen) Szenen aus dem Leben berühmter Frauen.

    Die untere Wandhälfte wird durch Groteskenmalerei in Grisaille und durch zwei von L. Bayr 1620/21 geschaffene Prachtportale sowie vier kleinere Eingänge (von Wolfgang Ebner) zu den Fürstenzimmern gegliedert; die Kaiserbüsten darüber von C. Angermayr. Über dem nördlichen Portal Gemälde der Augusta mit ihren Flüssen, das ursprünglich von Johann Rottenhammer 1620 ausgeführt war. Die liegenden Nymphen auf den Hauptportalen schnitzte Caspar Menneler. Der Goldene Saal diente ursprünglich als Versammlungsort des Großen Rats (300 Mitglieder); 1713 wurde hier ein Reichstag abgehalten. Offizielle Wiedereröffnung 1985.

Literatur:

Augsburger Barock, 1968, 60 f.

Hans Graßl, Monumente bayerischer Geschichte, 1987, 52-67

T. Fröschl, Selbstdarstellung und Staatssymbolik in den europäischen Republiken der Frühen Neuzeit, in: Republiken und Republikanismus im Europa der Frühen Neuzeit, 1988, 239-271

Georg Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Bayern 3, Schwaben, 1989, 111

K. Fittschen, Caesar und Augustus, in: Festschrift für Nikolaus Himmelmann, 1989, 507-510

Bernt von Hagen / Angelika Wegener-Hüssen, Stadt Augsburg, 1994, 373-380

Susan Tipton, Res publica bene ordinata, 1996

Hermann Kießling, Der Goldene Saal und die Fürstenzimmer im Augsburger Rathaus, 1997.

Goldener Saal (Foto: Bernd Wißner)