Jochum

Musikerfamilie

Autoren: Günther Grünsteudel (1-3) , Franz Schreiber (2-3)

Stand/Quelle/Datum: 28.11.2012

  • Die drei Söhne des Babenhauser Lehrers Ludwig Jochum erhielten ihre frühe musikalische Ausbildung beim Vater.
  • 1) Otto, * 18.3.1898 Babenhausen, † 24.10.1969 Bad Reichenhall, Komponist, Chorerzieher, Musikpädagoge. 1911-1916 Präparandenschule in Mindelheim und Lehrerbildungsanstalt in Lauingen. 1916/18 Kriegsteilnahme. 1919 Musiklehrer an der Lauinger Lehrerbildungsanstalt. 1920-1933 Lehrer in Augsburg. 1921-1932 Organist an St. Georg, Leiter des Chores der Mechanischen Baumwoll-Spinnerei und Weberei. Daneben 1922-28 heilpädagogische und psychologische Studien an der Münchner Universität sowie Studium (Dirigieren, Komposition, Klavier) an der Augsburger Musikschule (heute Leopold-Mozart-Zentrum) bei Fritz Klopper und Heinrich Kaspar Schmid und 1926-1931 an der Münchner Akademie der Tonkunst (Meisterschüler von Joseph Haas seit 1928); Gesangsstudien bei Albert Greiner in Augsburg. Seit 1922 nebenamtlicher Lehrer an der Städtischen Singschule, die er seit 1933 in Nachfolge Greiners leitete. 1932 Staatspreis für Komposition für sein Oratorium ’Der jüngste Tag’. Gründete 1935 das Deutsche Singschullehrerseminar (bis 1942) und den gemischten Chor der Singschule (’Städtischer Chor’, bis 1945). 1938 Direktor des Städtischen Konservatoriums und Ernennung zum Professor. 1945 Entlassung aus allen Ämtern, 1947 Entnazifizierung. 1948 Neugründung des Singschulchors als Verein (’Otto-Jochum-Chor’) und 1949 des Deutschen Singschullehrer- und Chorleiterseminars. 1951 krankheitsbedingt vorzeitiger Ruhestand. Lebte fortan in Weißbach bei Bad Reichenhall und in Babenhausen. Ehrenvolle Berufungen seit Mitte der 1930er Jahre an Musikhochschulen, Akademien und Chöre in Frankfurt, Berlin, München etc. lehnte er stets ab. Als Komponist (vor allem Vokalmusik) wesentlich beeinflusst von Max Reger. 1959 Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Große Verdienste um das Laienchorwesen. Seit 1976 ’Otto-Jochum-Medaille’ des Schwäbisch-Bayerischen Sängerbunds (heute Chorverband Bayerisch-Schwaben).
  • Otto-Jochum-Straße (1979, Am Schäfflerbach, Amtlicher Stadtplan l 9).
  • 2) Eugen, * 1.11.1902 Babenhausen, † 26.3.1987 München, Dirigent. Gymnasium bei St. Stephan. Ab 1922 Musikstudium in München, 1926 Kapellmeister in Kiel, 1934 Generalmusikdirektor in Hamburg, 1949 Gründer und bis 1960 erster Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. 1960 Dirigent des Concertgebouw-Orkest Amsterdam, später der Bamberger Symphoniker. Weltweite Tätigkeit als Gastdirigent; regelmäßige Auftritte bei den großen Musikfestivals. Bedeutender Bruckner-Interpret.
  • 3) Georg Ludwig, * 10.12.1909 Babenhausen, † 1.11.1970 Mühlheim/Ruhr, Dirigent. Gymnasium bei St. Stephan. Studium am Konservatorium in Augsburg und an der Akademie der Tonkunst München. 1932 Dirigierexamen und Musikdirektor in Münster, 1934-1940 Stationen in Frankfurt und Plauen. 1940-1943 Leiter des neugegründeten Bruckner-Orchester Linz. 1946-1970 Generalmusikdirektor in Duisburg, bis 1957 auch Leiter des dortigen Konservatoriums. Wie seine Brü­der Verdienste um die Bruckner-Pflege.

Literatur:

Kürschners deutscher Musiker-Kalender, 1954, 556-560

Die Musik in Geschichte und Gegenwart 7, 1958, 68-73

Tosso Troll, Otto Jochum, 1973

Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben 11, 1976, 423-435

Das Atlantis-Buch der Dirigenten, 1985, 178-182

Adolf Layer, Schwäbisches Ehrenbuch, 1985, 116-122

Franz Krautwurst / Wolfgang Zorn, Bibliographie des Schrifttums zur Musikgeschichte der Stadt Augsburg, 1989

Eugen Jochum, 1994

Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon 19, 2001, 773-776

The New Grove Dictionary of Music and Musicians 13, 22001, 132 f.

Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Personenteil 9, 22003, 1072-1074

Stephanie Mauder, Eugen Jochum als Chefdirigent beim Bayerischen Rundfunk, 2003

Eugen Jochum, 2005.

Otto Jochum