Wagner

Leonhard, * 1454 Schwabmünchen, † 1.1.1522 Augsburg, Benediktiner, Schreibmeister

Autor: Dr. Rolf Schmidt

Stand/Quelle/Datum: 3.1.2012

  • In Verbindung mit der Melker Reform war eine Neufassung der benediktinischen Liturgica nötig. Diese Aufgabe und ein historisch orientierter frühhumanistischer Kreis um den Konventualen Sigmund Meisterlin brachten dem Kloster St. Ulrich und Afra eine späte Blüte seines Scriptoriums. Wagner war der technisch und künstlerisch gewandteste Schreiber. Von einigen Reisen im Dienst der Reform nach Oberschwaben, zur Reichenau und nach St. Gallen abgesehen, war er fast nur in Augsburg tätig, wo er mehr als 100, z. T. sehr umfangreiche Bücher für das eigene Kloster oder in fremdem Auftrag geschrieben hat. Er beherrschte alle kalligraphischen Stilentwicklungen seiner Zeit. Von ihm stammt das erste deutsche Schriftmusterbuch mit 100 verschiedenen Schriftarten von der Antike bis zur Gegenwart in ganzseitigen Beispielen. Weniger bekannt ist die literarische Tätigkeit Wagners, die in der Textredaktion seiner Handschriften und seinen eigenen Sammlungen zutage tritt. Hier erweist sich Wagner als Kenner früh- und hochmittelalterlicher Dichtung. Bildnisse Wagners sind von Hans Holbein d. Ä. und Nikolaus Bertschi überliefert.

Literatur:

Leonhard Wagner, Proba centum Scripturarum (Faksimile-Ausgabe), 1963

Rolf Schmidt, Reichenau und St. Gallen, 1985

Walter Pötzl, Leonhard Wagner, in: Lebensbilder zu Bildern aus dem Leben, 1991, 47 ff.

Stefan Miedaner, Augsburg, Archiv des Bistums, Schriftmusterblatt von Leonhard Wagner, entstanden zwischen 1507 und 1517, in: Schätze als Alltag, 2001, 56 f.

Felix Heinzer, Die Lorcher Chorbücher im Spannungsfeld von klösterlicher Reform und landesherrlichem Anspruch, in: Ders., Klosterreform und mittelalterliche Buchkultur im deutschen Südwesten, 2008, 523-550

Peter Rückert, Klosterreform und Schriftkultur. Süddeutsche Benediktinerkonvente im 15. Jahrhundert 1, 2009, 334-338.

Leonhard Wagner